Heinrich Böll hat seit seiner ersten Buchveröffentlichung im Jahr 1949 die deutsche Nachkriegsliteratur über fast vier Dekaden geprägt. Er ist einer der wenigen deutschsprachigen Autoren, deren Werk breite internationale Anerkennung findet. In seinen Erzählungen und Romanen greift er die Erfahrungen seiner Zeitgenossen auf und verleiht ihnen einen literarischen Ausdruck, der nichts an Aktualität verloren hat. Schon seine literarischen Anfänge innerhalb der Heimkehrer- und Trümmerliteratur zeigen seine Auseinandersetzung mit der Frage des Humanen und der Würde in der Gesellschaft. Dafür fand Böll eine neue Sprache, lakonisch, direkt, bildhaft und atmosphärisch dicht. Er verstand sich als »eingreifender Intellektueller«, der mit seinen Essays und Interviews die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik kritisch begleitete. Sein Werk gehört zur Weltliteratur und repräsentiert eine zentrale Phase der deutschen Geschichte.
Der Verlag Kiepenheuer & Witsch, in dem das gesamte Hauptwerk Bölls erschienen ist, verwirklicht seit Jahr 2002 an das größte editorische Projekt seiner Geschichte: Über einen Zeitraum von neun Jahren wird die auf 27 Bände angelegte, textkritisch durchgesehene und kommentierte Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls erscheinen. Sie folgt Bölls Programm der »Fortschreibung« und präsentiert sein Werk erstmalig in gattungsübergreifender chronologischer Anordnung. Abgeschlossen wird sie durch drei Bände, die Bölls zahlreiche Interviews dokumentieren, sowie einen Registerband.
Ihre besondere Bedeutung erhält die Ausgabe durch die Aufnahme bislang unveröffentlichten Materials. Darunter befinden sich aus dem Nachlass stammende frühe Texte, die Bölls Schreibanfänge dokumentieren, und Arbeiten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, z.B. der Roman »Kreuz ohne Liebe« in Band 2.
Alle Bände besitzen einen ausführlichen editorischen Anhang mit Hinweisen zur Textentstehung, Beschreibung der Überlieferung, einen Stellenkommentar sowie eine Bibliographie und ein Personen- und Titelregister.
Die Herausgeber der Kölner Ausgabe sind international renommierte Germanisten und Böll-Forscher. |